Alle Waffen dieser Art nannten die Bushi (Mitglieder des Kriegerstandes) „Bedeutende Schwerter“ (Mei to). Diese Glorifizierung war aber keinesfalls ein ausschließliches Privileg für Kampfschwerter. Auch Dolche, Kurzschwerter oder Speere erfuhren solche Auszeichnungen. Die verliehenen Namen bezogen sich meist auf besondere Begebenheiten oder Eigenschaften. Als Beispiel dieser Art sei hier die Klinge Kura giri (Sattelschneider) genannt, welche ihren Namen von ihrem Besitzer Date Masamune (1566 – 1636), eines mächtigen Fürsten seiner Zeit, bekommen hat, welcher mit dieser Waffe einen berittenen Feind mit einem einzigen Hieb vom Scheitel bis zum Sattel gespalten haben soll.
Berühmt wurden in diesem Zusammenhang auch zwei No dachi (Moorschwerter), welche der Krieger Makara Jurozaemon und sein Sohn in der Schlacht von Anegawa (1570) führten. Beide Männer waren angeblich von enormer körperlicher Stärke, dass sie diese eigentliche Fußvolkwaffe vom Pferd aus, wie ein normales Schwert, handhaben konnten. Makara’s Klinge nannte sich Tairo dachi (älteres Schwert) und das seines Sohnes, etwas kürzer, Jiro dachi (Zweitältestes Schwert). Die Geschichte der Bushi ist voll von solchen Legenden und Überlieferungen und zeugt noch heute von ihrer Liebe und ihrem Vertrauen in ihre Waffen.
Die wohl bekannteste aller japanischen Klingen war das Schwert Kusanagi (Grasmäher). Der mystische Prinz Yamato Takeru, Sohn des vorzeitlichen Kaisers Kageyuki tenno rettete einst sein Leben, indem er von Feinden umzingelt in einem weiten Kreis das Gras um sich abmähte, welches seine Gegner angezündet hatten um ihn zu verbrennen. Zuvor erhielt der erste japanische Kaiser Jimmu tenno diese Waffe von der Göttin Amaterasu o no kami zum Geschenk. Diese Klinge zählt ebenso wie der Heilige Spiegel und der Diamant zu den drei Reichsinsignien Japans (Sanshu no shinki).
Die bekanntesten der „neueren heiligen Klingen“, welche schon im Mittelalter hoch geschätzten wurden, waren die sogenannten 5 himmlischen Schwerter – die Tenka go ken. Diese Klingen von ausgesuchter Schönheit und höchster Qualität waren Produkte früher japanischer Schmiedekunst. Diese Waffen krönten über Jahrhunderte die Waffensammlungen der Herrscher Japans und wurden von Generation zu Generation, hauptsächlich in den Dynastien großer Fürstenhäuser oder der Shogune, weitervererbt.
Die erste dieser Klingen, Doji kiri (Doji spalter) genannt, war ein Exemplar des Schmiedes Yasutsuna, Provinz Hoki (ca. 900 n.Chr.), und gehörte einst dem legendären Helden Minamoto no Yorimitsu (948 – 1021, auch Raiko genannt). Er soll mit diesem Schwert einen zauberkundigen Unhold namens Shuten Doji getötet haben. Dieses Schwert, im Shinogi zukuri-Stil, ist mit einer Ko kissaki-Spitze ausgestattet und hat eine Klingenlänge von 80 cm. Es fand sich später im Besitz aller Shogune Japans, von den Minamoto, Ashikaga bis zur Tokugawa Familie.
Die zweite Klinge Juzu maru (Heiliger Rosenstrauch) wurde um 1200 n.Chr. vom Schmied Tsunetsugu, Provinz Bitchu, gefertigt. Sie soll dem Kriegermönch Nichiren, dem Begründer der buddhistischen Nichiren-Sekte, gehört haben, die ihre Lehre als einzig wahre Auslegung des Buddhismus verstanden.
Die Dritte, O tenta (Großer Tenta) genannte Klinge, war ein Meisterstück des Schwertschmiedes Tenta Mitsuyo. Seine 66 cm lange Klinge, versehen mit einer Ikubi-Spitze und im Shinogi zukuri-Stil gearbeitet, gehörte einst der Shogun-Familie Ashikaga. Von dort gelangte sie über die Familie Toyotomi zum Fürsten Maeda Toshiie (1538 – 1599). Seitdem ziert sie die Sammlung des Maeda Clans.
Die vierte Klinge, die sogenannte Mikazuki (Halbmond) wurde gefertigt von einem Schmied namens Munechika Sanjo aus der Provinz Yamashiro (ca.1200 n.Chr.). Ihr Name leitet sich von der auffallend, halbmondförmigen Zeichnung der Härtelinie (Hamon) in der Spitze der Klinge ab.
Die letzte und fünfte Klinge, Ichigo hitofuri wurde einst von Yoshimitsu gefertigt. Sie gelangte später zu dem berühmten Feldherrn Toyotomi Hideyoshi (1537 – 1598), der, da er angeblich nie die Gelegenheit fand, dieses Schwert zu benutzen, ihm den Namen Ichigo hitofuri (sinngem. übersetzt: „Einmal im Leben…“) gab.